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Alizé



Im Februar 2005, fast auf den Tag genau und an derselben Stelle, an der ich Victoria, Tigresse, La Taupe und ihre Geschwister fand, begegnete ich Alizé. Ich fand ihre 4 Welpen versteckt unter einem umgedrehten Boot. Dann kam die Mutter dazu. Die Welpen waren etwa 5 Wochen alt, Alizé hatte keine Milch mehr und so zogen wir ihre Kinder zusammen groß. Ich fütterte dreimal täglich und Alizé, die im Restaurant Mangobay bettelte, wo sie aufgrund ihres guten Benehmens gedukdet wurde, brachte ihren Kindern, was sie erbeutet hatte. Bevor sie es ihnen gab, kam sie jedesmal strahlend zu mir, wie um ihr zu zeigen, dass sie auch zum Lebensunterhalt ihrer Kinder beitrug.


Nie nahm sie in dieser Zeit auch nur einen Brocken Futter von mir, noch nicht einmal einen Schluck Wasser; alles war für ihre Kinder! Die Welpen lebten in ständiger Bedrohung durch böswillige Menschen und schließlich verbot mir die Hafenbehörde, Hunde an der Marina zu füttern. Eine kleine Hündin wurde von einer Dame und ihrer Tochter adoptiert. Den Rest des Wurfs musste ich in Sicherheit bringen; zunächst auf das Boot eines Bekannten. Als wir die Welpen mit dem Dinghi fortbrachten, rannte Alizé uns bis zum Ende des Docks hinterher. Ich hatte Angst, dass sie ins Meer springen und versuchen würde, uns hinterher zu schwimmen. Sie war völlig aufgelöst, als ich zurückkam, doch als sie ihre Kinder an mir roch, siegte ihr Vertrauen und sie beruhigte sich.


An diesem Abend ging sie nicht mehr an den Ort, wo die Welpen gewesen waren, sondern folgte mir – zum ersten Mal! – zu dem Boot, auf dem ich wohnte. Als ich ein Handtuch auf der Cockpitbank ausbreitete, sprang sie vom Steg direkt darauf und legte sich hin; sie wusste genau, das war für sie gedacht! Von nun an verließ sie, der Straßenhund, das Boot nie mehr ohne mich! Genau wie Victoria und ihre Geschwister mussten auch Alizés Welpen erst 4 Monate alt werden, um gegen Tollwut geimpft ausreisen zu können. Auf der Suche nach einem Pflegeplatz stieß ich auf Chantal Richoux, die damals bei der Domaine Château Gaillard in Trois Islets einen kleinen Zwinger hatte, wo sie gerettete Welpen unterbrachte, bis sie zur Vermittlung nach Frankreich geschickt wurden.


Das waren die allerersten Anfänge des Tierschutzes auf Martinique; und dort fanden Alizés Kinder Aufnahme. Als ich die Welpen zurück an Land holte, um sie nach Château Gaillard zu bringen, begrüßte Alizé sie, zählte kurz durch und wusch sie gründlich. Dann entließ sie sie aus ihrer Obhut.



Alizé war etwa dreieinhalb Jahre alt, als wir uns begegneten, und hatte, ihrem Gesäuge nach zu urteilen, vermutlich schon 5 Würfe gehabt. Ich versuchte, ihren Lebenslauf zu recherchieren. Sie war ein Inselhund, auf der Straße aufgewachsen. Ich traf Leute, die sie schon kannten, als sie selbst noch ein Welpe war. Schon einmal in ihrem Leben muss sie eine enge Bindung zu einem Menschen aufgebaut haben, und dieser Mensch hatte anscheinend ein Boot und ließ Alizé einfach zurück, als er davonsegelte. Dockarbeiter erzählten mir, dass sie eines Tages erschien und verzweifelt versuchte, auf ein Boot zu gelangen. Sie vertrieben sie mit Hochdruckreinigern. Schließlich legte sie sich am Ende des Stegs nieder und starrte wochenlang aufs Meer, ohne sich zu rühren. Kurz vor dem Verhungern siegten die Lebensgeister und sie begann ihren Betteljob im Mangobay.



Alizé war eine Ausnahmehündin von unvergleichlicher Intelligenz. Mit ihr sprach man in ganzen Sätzen. Sie, die nie eine Ausbildung erhalten hatte, hätte jederzeit mühelos eine Begleithundeprüfung ablegen können und sie war ein ausgezeichneter Spürhund. Ich konnte sie immer auf verlorengegangene Tiere ansetzen, egal ob Hunde oder Katzen, sie suchte sie immer erfolgreich! In Deutschland gab man ihr den Spitznamen „Karibische Lassie“. Als wir zusammen nach Deutschland reisten, begleitete uns Bijou, eine kleine Hündin vom Port de Pêche, deren 2 Welpen ich ebenfals im Château Gaillard untergebracht hatte. Ohne Alizé wäre es mir nie gelungen, Bijou dazu zu bewegen, durch das Metro-Labyrinth mitzukommen und im Gare de l’Este den Zug nach Deutschland zu besteigen!



Alizé, die in der Karibik leidentschaftlich Katzen gejagt hatte, benahm sich Greinöds Katzen gegenüber von Anfang an vorbildlich. Sie wurde zu ihrer großen Freundin und verabschiedete sich rührend von jeder verstorbenen Katze.


Ihre einzige Schwäche war ihre große Jagdleidenschaft, die sie nie ablegte. Wenn sie Rehe oder Hasen sah, war es um sie geschehen! Und sie buddelte für ihr Leben gern! Sie konnte dabei in kürzester Zeit große Mengen Erde bewegen… Im Frühjahr 2010, als sie 8 Jahre alt war, kam sie eines Tages vom Graben leicht hinkend zurück. Ich grinste noch und sagte: „Na, hast du es endlich geschafft?“ Ich wusste nicht, dass dies der Anfang vom Ende war! Nach einigen Wochen erfolgloser Behandlung, erst wegen Zerrung, dann wegen Arthrose, fuhren wir im Juni in die Klinik. Die Diagnose war niederschmetternd: Knochenkrebs im linken Vorderlauf, eine der beim Hund bösartigsten Krebsformen überhaupt! Es gibt keine einzige Dokumentation einer Heilung, die Lebenserwartung liegt zwischen 3 Monate und maximal 2 Jahren.


Alizés Krebstagebuch


Ich war am Boden zerstört, doch Alizés übergroße Lebensfreude riss mich bald aus meiner Trübsal. Es war meine Aufgabe, dafür zu sorgen, dass ihr Leben so schön und so lang wie möglich werden würde.



Als erstes besorgte ich einen Hundewagen, um Alizé an all ihre Lieblingsplätze fahren zu können, die nun zu weit zum Laufen waren.


Bereits nach der ersten Testfahrt liebte Alizé ihren Wagen.


Zuhause inspizierte sie weiterhin täglich das Gelände, den Garten,…


…und die Pferdeweiden, um zu sehen dass alles in Ordnung war.



Therapeutisch bekam sie Phen Pret, um das Tumorwachstum zu verlangsamen.


Gleichzeitig suchte ich nach Möglichkeiten in der Alternativmedizin, um die schulmedizinische Therapie zu unterstützen. Neben Phen Pret bekam Alizé eine Misteltherapie, Iscador P von Weleda, jeden 2. Tag gespritzt, dazu eine Stammzellentherapie, Ney Ling 66. Zusätzlich erhielt sie Schüsslersalze zur Ausleitung und Entgiftung gegen die Nebenwirkungen von Phen Pret und alle erdenklichen knochenstärkenden Homöopathika.



Jeden Tag machten wir weite Ausflüge.



Ich fuhr Alizé zu allen Orten, die sie liebte. Die anderen Hunde liefen neben dem Wagen her.


Eine Stunde konnte sie wunderbar noch laufen.


Sie genoss jeden Schritt.



Immer noch war sie die Chefin…


und dirigierte ihr Rudel, egal, ob zu Fuß oder vom Wagen aus.


Alizé entschied täglich, wohin sie wollte.


Sie führte uns an Orte, an denen wir seit Jahren nicht gewesen waren.


Alizé hatte sie alle in ihrem Kopf gespeichert.


Die therapeutischen Maßnahmen zeigten Wirkung. Die erste Kontroll-CT zeigte eine leichte Besserung, die zweite eine Stabilisierung des Tumorgeschehens in der Schulter. Die Phen Pret Dosis konnten wir auf die Hälfte reduzieren. Alizé’s Arzt bestärkte mich in meinem Tun und sagte: So können wir sie noch lange halten. Niemand sprach mehr von einer Lebenserwartung von 3 Monaten.


Immer dabei, Alizés Wagen…


Wenn sie müde wurde, stieg sie einfach ein.


Nach den Ausflügen genss sie die Ruhephasen auf ihrer Liege,…


…besonders, wenn noch ein paar Sonnenstrahlen durchs Fenster fielen.


Ende Oktober begann der Tumor wieder zu wachsen. Die Dosis Phen Pret musste erhöht werden, die Ausflüge wurden kürzer. Jetzt waren wir wieder bei der Einstiegsdosierung von 1,5 Tabletten Phen Pret morgens und abends angelangt. Am 20.11. fand das wieder ein Kontrollröntgen statt: Meine schlimmsten Befürchtungen bestätigten sich nicht: Der Tumor war zwar gewachsen, aber laut Tierarzt nicht dramatisch, und die gefürchtete Streuung in die Lunge hatte, vermutlich dank der Misteltherapie nicht stattgefunden. Ich wollte nun zusätzlich eine Therapie mit Schlangengift beginnen, die schon das Leben so manches Osteosarkompatienten um Jahre verlängert haben soll und seinerzeit auch der an Mammatumor leidenden Afghanin meiner Mutter noch 2 schöne Jahre schenkte. Sie war Patientin von Dr. Mäusl in Osterhofen, dem einzigen Arzt weit und breit, der sich mit Schlangengift auskannte. Er hatte auch schon Alizé behandelt, die in den ersten Jahren in Deutschland öfter unter Bronchialkatharren litt.


Am 26 .11. stand ich um 4:00 auf, versorgte alle meine Tiere und fuhr dann mit dem Schulbus, dem einzigen "öffentlichen" Verkehrsmittel hier, um 6:45 nach Landau an der Isar zum nächsten Bahnhof, um dort den Zug nach Osterhofen zu nehmen und beim Tierarzt das Schlangengift zu holen. Um 14:00 war ich wieder zuhause und Alizé bekam noch 2 x ihre neue Medizin, die sie jetzt 3 x tägl. für 2 Wochen bekommen sollte, dann 2x. (Oral in Tropfenform, jeweils 15 Tropfen) Mistel wurde weiterhin jeden 2.Tag gespritzt.


Ich hatte Schlangengift für 7 Wochen erhalten, danach wollte der Doktor sie natürlich auch mal sehen und sich überzeugen, dass eventuelle Spuren im Thorax keine Anzeichen von Metastasen, sondern wirklich Vernarbungen ihrer früheren Bronchialkatharre wären. Im besten Fall des Wirkens vom Schlangengift war ein zumindest temporärer Stillstand im Wachstum des Tumors nicht ausgeschlossen.



Alizé Anfang Dezember 2010…


Übermütig und ausgelassen…


…tobt sie im ersten Schnee herum!


Das Schlangengift tat ihr offensichtlich gut…


…und bescherte ihr noch einmal einen positiven Schub.


Das Jahr 2010 endete ganz anders für Alizé als erhofft.


Am 17.12. rutschte sie aus und stürzte, zunächst scheinbar ohne schlimme Folgen. Doch einen Tag vor Weihnachten hörte sie auf, ihr krankes Bein zu belasten, zeigte jedoch sofort, wie es so ihre Art war, schweifwedelnd und mit strahlendem Gesicht: "Guck mal, ich kann auch auf 3 Beinen..." und hopste zur Pforte, um mich zum Spazierengehen einzuladen, obwohl sie zu dem Zeitpunkt schon arge Schmerzen gehabt haben muss. Und zum ersten Mal schien der Gedanke an eine Amputation statt einer reinen Schmerztherapie nicht mehr völlig unvorstellbar. Alizé wollte weder erlöst noch sterbebegleitet werden. Sie hat ein Drittel ihres Lebens selbstständig auf der Straße gelebt, war aus eigenem Antrieb zu mir gezogen und war mir immer mehr Partner als Hund. Ich habe ihre Einstellung zum Leben respektiert. Und auch in diesem Zustand setzte sie noch einmal einer Ricke hinterher, dass ich dachte: Wenn sie zurückkommt, ist das Bein ab…


Am 28.12. waren wir in der Klinik, das Röntgenbild zeigte das betroffene Gelenk im Stadium der Auflösung. An eine Schmerzbestrahlung war nicht mehr zu denken, sofortige Amputation war unumgänglich. Der Termin wurde für den folgenden Tag, den 29. 12. festgesetzt. Trotz schmerzstillender Spritzen war die Nacht vor der OP nicht mehr sehr schön. Ich war bei ihr, als sie in Narkose gelegt wurde und bis die Knochensäge ansetzte. Die OP verlief gut, das Bein, die gesamte Schulter und das Lymphsystem wurden entfernt. Das Erwachen war als Folge der Gasnarkose unschön, Alizé schrie wie am Spieß und ich konnte sie nicht erreichen. Ich musste sie über Nacht in der Klinik lassen; sie kam auf Intensiv, unter Wärmelampen, am Tropf. Am Abend war der Zustand zufriedenstellend und am Morgen des 30.12. erhielt ich die Nachricht aus der Klinik: Sie hatte das Klinikpersonal morgens schon stehend und schweifwedelnd erwartet, dann hatte sie mit einem Bärenhungergefrühstückt und war Gassi gegangen. Ich durfte sie heimholen. In der Klinik war man begeistert, wie sie auf 3 Beinen zu recht kam, nicht alle Hunde beherrschen das auf Anhieb; so der Chirurg. Vor ihrer Entlassung wurde sie ist sehr gründlich auf Metastasen untersucht, die Lunge wurde geröntgt, Leber und Milz mit Ultraschall untersucht - keine Metastasen. Der Klinikchef war überzeugt, dass die Ursache hierfür die Mistelbehandlung war. Der Bluttest ergab gute Nierenwerte, erhöhte Leberwerte, laut Arzt normal bei einer Tumorerkrankung und der monatelangen Einnahme von Phen Pred. Wir mussten jetzt versuchen, die Leber zu regenerieren.


Am 31.12. litt Alizé an heftigen Nervenschmerzen, sollte aber laut Arzt nicht mehr Schmerzmittel bekommen - sie war von Phen Pred auf eine Tablette Metacam pro Tag umgestellt worden. Ich gab ihr Homöopathika; Arnika, Belladonna, Traumeel, Hypericum, im 5 Minutentakt stundenlang, mit Erfolg. Am 01.01. entdeckte ich eine Schwellung an der linken Milchleiste, die beharrlich wuchs, am 02. 01. war die gesamte Milchleiste angeschwollen und blaurot verfärbt, dazu fieberte Alizé, obwohl sie seit der OP Antibiotika bekommen hatte. Was so erschreckend wirkte, stellte sich als relativ harmlos heraus: Ein Stau, verursacht durch den Verband. Er wurde gewechselt, sie bekam zusätzliche Homöopathika gegen Fieber und Entzündungen und ich machte Kamillenumschläge. Als wir am 06.01. zum 2. Verbandswechsel in die Klinik fuhren, sah der Bauch wieder völlig normal aus.


Die Ärzte waren sehr zufrieden mit dem Verlauf und Alizés Befinden. Wir stimmten überein, dass als Nachbehandlung zur Vorbeugung gegen die gefürchteten Metastasen statt der üblichen Chemo eine lebenslängliche therapeutische Begleitung durch Mistel und Schlangengift erfolgen sollte, um in dem Kampf gegen den Krebs noch möglichst lange zu bestehen. Das für den 11.01. angesetzte Fädenziehen musste mehrfach verschoben werden, wegen leichter Eiterung und Sekretfluss, begleitet von etwas Fieber. Stattdessen gab es weiter Antibiotika und Metacam; mittels einer Sonde wurde eine Drainage eingezogen und die Wunde mit Rebosan gespült, dem Mittel, das in der US Armee auch zum Spülen von Schussverletzungen genommen wird, passend für einen Hund, von dem die Ärzte sagten: "Das ist ein Kämpfer!" Alizé ertrug dies alles, ohne mit der Wimper zu zucken. Nach mehreren Klinikbesuchen wurde ich mit einer großen Tüte Verbandsmaterial und Rebosan ausgestattet, um zuhause täglich spülen zu können.


Samstag, den 22.01., war es dann endlich so weit: Fäden und Drainage konnten gezogen werden, Alizé bekam noch einen Schutzverband, den ich nach 3 Tagen wechseln sollte.


Drei Tage später, beim Verbandswechsel, ein großer Schreck: Alizé's Hals war an mehreren Stellen dick. In der Klinik wurde Zellmaterial entnommen und eingeschickt. Eine Woche mussten wir warten, dann kam die erlösende Nachricht: Es war nur Narbengewebe!



In der Zwischenzeit haben wir täglich kleine Ausflüge unternommen, um das Laufen auf 3 Beinen zu trainieren.



Als ich das erste Mal wieder nach der Lenkstange ihres Wagens griff, sprang sie mit einem Satz hinein: "Los geht's!"


Alizé läuft ihrem Rudel weit voraus…


…und kommt zurück, weil sie etwas entdeckt hat. Was mag sie wohl sehen?


Sie führt ihr Rudel wieder!


Alizé entscheidet, wo es langgeht…


Nach rechts!


Beim ersten Ausflug in das Wäldchen hinter den Pferdekoppeln, wo wir die letzten Spaziergänge auf 4 Beinen gemacht haben, sprang sie mühelos über die umherliegenden Baumstämme. Auch im Haus war sie sehr geschickt und kam überall hin, hinauf, hinunter, die Haustür konnte sie öffnen wie früher; Sie stellte sich auf die Hinterbeine und betätigte die Klinke mit dem rechten Vorderbein. Nur die Treppe im Haus war zu beschwerlich, und so wurde das Wohnzimmer im Erdgeschoss dauerhaft zum Wohn-Schlafzimmer umfunktioniert.



Alizé lief auf drei Beinen fast genauso schnell wie zuvor. Man musste schon genau hinschauen, um zu sehen, dass ein Bein fehlte.


Und sie hatte Riesenspaß dabei!


Als begleitende Therapie bekam sie alle 6 Wochen eine 3er Packung Iscador P Serie 2, alle 8 Wochen das Schlangengiftpräparat, das die Tierärzte Max und Georg Mäusl in Osterhofen für sie erstellten, alle 3 Monate eine Packung Maytake und Cortyceps sinensis, asiatische Heilpilze, von denen besonders der Cortyceps sinensis im Versuch gute Wirkung bei Lungenmetastaen gezeigt hat, und alle 4 Monate eine Großpackung Glucosamin/Chondroitin, um ihr von Spondylose und arthrotischen Veränderungen befallenes Skelett zu unterstützen, damit sie die zusätzliche Belastung durch das Laufen auf 3 Beinen besser verkraftete. Dazu wurde Alizé auch physiotherapeutisch behandelt, damit.




Wenn Alizé gnug hatte, lief sie zu ihrem Wagen…


…und stieg ein!


Am 18.02.2011 war Jutta Lehmann, Journalistin bei der Landauer Zeitung, bei uns zu Gast. Sie veröffentlichte Alizé's Geschichte von den Anfängen unserer Bekanntschaft auf Martinique bis zu ihrer Krankheit und Rekonvaleszenz. Anlass war eine 2-wöchige Werbekampagne der Firma Futter für Tiere in Not in unserer Region, um Sponsoren für Futtermittel für die 19 deutschen Notfallkatzen und 8 kreolischen Hunde des Vereinssitzes Greinöd zu gewinnen. Die Firma deckt schon seit 2006 1/3 des Futterbedarfs des Vereinssitzes. Bei der Gelegenheit entstanden diese zauberhaften Bilder von Alizé.


Alizé, fotografiert von Jutta Lehmann



Warm eingepackt, um ihre empfindlichen Bronchien vor dem neuerlichen Kälteeinbruch zu schützen,…


…machte Alizé Werbung für ihre Mitbewohner, 19 deutsche Notfallkatzen und 7 kreolische Hunde..


Alizé warb nicht nur für Greinöds Tiere…


Sie war auch Botschafter für ihre armen Kollegen in der Karibik, von denen man hier bislang noch nie etwas gehört hatte


Hatte ich schon erwähnt…


…dass wir uns lieben?


Am 19. 02. war der Termin für ein Kontrollröntgen. Vor dem Klinikbesuch bestand Alizé auf Frühsport: 2 km den Berg hinunter und wieder hinauf; 12% Steigung. Da es ihr leichter fiel, mit Schwung schnell zu laufen als langsam zu hoppeln, keuchte ich joggend hinterher…und freute mich!


Beim Röntgen wurden keine Anzeichen der bei Osteosarkom so gefürchteten Lungenmetastasen festgestellt. Wir waren überglücklich! Der Arzt äußerte sich vorsichtig optimistisch:“Wenn es so bleibt, spricht nichts dagegen, dass Alizé ein biologisch normales Hundealter erreicht.“




Am 21. 03. wurde bei Alizé im zweiten Vorderbein ein Osteosarkom festgestellt. Eine weitere Operation war ausgeschlossen. Verzweiflung machte sich breit, tränenreich, 2 Tage lang. Dann holte mich Alizé mit ihrem unbändigen Lebensmut aus meinem Loch.



Die Osterfeiertage waren wunderschön. Bei herrlichem Wetter entstand diese Fotoserie…



Trocoxil, das Medikament, das sie jetzt gegen ihre Beschwerden erhielt, bekam ihr wunderbar und sie war voller Übermut.


Trocoxil baut im Körper ein Depot auf und wurde anfangs alle 14 Tage, dann 1 Mal im Monat verabreicht. Die Wirkung kann Monate anhalten..


Wir machen all die geplanten langen Ausflüge, wie zuvor auf 4 Beinen, mit den Kollegen und ihrem Wagen, und sie rannte uns immer noch davon. Wir waren jeden Tag stundenlang unterwegs. Alizé führte uns alle Wege, die sie kannte und liebte, auch solche, die wir schon lange nicht mehr gegangen waren, oft durch unwegsames Gelände, bergauf, bergab, durchs Unterholz. Und wenn ich ihr sagte: „Alizé, das schaffst Du nicht mehr!“, strahlte sie mich an und stieg in ihren Wagen. Die Botschaft war eindeutig: „Dann fährst Du mich eben!“ Und ich fuhr sie, wo immer sie hinwollte. Lagen Hindernisse im Weg, wie zum Beispiel Baumstämme, stieg sie aus, ich hob den Wagendarüber hinweg, und sie stieg wieder ein. Nichts hielt uns ab, noch einmal das zu tun, was uns all die Jahre so viel Freude bereitet hatte.


Einmal tat sie etwas, was sie, seitdem sie in Deutschland war, nie mehr getan hatte: Sie sah eine Katze, sprang aus ihrem Wagen, scheuchte die Katze ein Stück den Weg hinunter, kam zurück, sprang wieder in ihren Wagen und sah mich triumphierend an: „Ich kann’s noch!“


Und so sahen wir zum 2. Mal einem letzten schönen Sommer entgegen. Alle unterstützenden Medikamente wurden nochmals verstärkt eingesetzt, und auch die Schmerzbestrahlung, schon einmal angedacht als Mittel, um ihr das Leben zu verlängern, stand wieder im Raum.


Ostersonntag haben wir einen 3stündigen Ausflug durch den Wald zu den Vilstal-Auen gemacht, die sie besonders liebt. Dort, fast schon am Ende der Auen, präsentierte sich ein kapitaler Meister Lampe, Alizé's ganz persönlicher Osterhase.


Sie hat ihn mit Inbrunst und Leidenschaft über die Felder gejagt.


Zuhause habe ich sie dann mit Franzbranntwein massiert, gegen Muskelkater, während ihr Osterhuhn kochte.


Am 30.05. waren wir in der Klinik zur Kontrolle. Der Arzt war sehr zufrieden mit ihr. Das Röntgen wurde auf Mitte Mai verschoben. Für die Beschwerden, die ihr die Rückenmuskulatur aufgrund der Fehlbelastung verursachte, gab's eine Vitamin B Spritze und eine große Dose Caniviton Forte.



Alizé begleitete bei dem schönen Wetter auch gern ins Freigehege zu den Katzen.



Dort war sie ein gerngesehener Gast.


Besonders Julius liebte sie.


Aber auch alle anderen kamen, um sie zu begrüßen.


Und Alizé erwiderte ihre Freundlichkeit.


Julius forderte sie zum Spiel auf…


…sie ließ sich darauf ein.


Auch Berliot mochte sie sehr gern.


Beim Kontrollröntgen Mitte Mai dann der Schock! Die gefürchteten Lungenmetastasen waren nun da!


Noch einmal begleitete mich Alizé zu den Katzen und nahm von jeder einzeln Abschied.


Rasend schnell verbreiteten sich die Krebszellen nun in ihrem Körper.


Sie schied teilweise blutige Darmschleimhaut aus und ein Auge trat etwas hervor und war gerötet.


Der Arzt sagte, wir müssten davon ausgehen, dass sie bereits Metastasen im Darm und im Gehirn hätte.


Am Freitagabend vor Pfingsten bestieg Alizé zum letzten Mal ihren geliebten Wagen.


Noch einmal ließ sie sich ihre Lieblingswege entlangfahren.


Sie genoss die Fahrt durch den Wald und stieg auch noch einmal aus, um ein Stück zu gehen. Anschließend verspeiste sie zuhause eine große Mahlzeit mit Genuss.


Am Samstagmorgen bekam Alizé Atemprobleme. Ich holte ein Medikament zum Weiten der Bronchien. Als sie es sah, riss sie es mir aus der Hand und verschlang es. Doch diesmal nützte auch ihr unglaublicher Lebenswille nichts mehr. Am 11. Juni 2011 um 7:00 morgens schloss Alizé ihre Augen für immer. Sie hinterließ einen verzweifelten Menschen und ein führerloses Rudel.


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